7
Dez
2007

Liebe auf den ersten Blick

Meines Erachtens völlig unmöglich, schließlich kann ich nur lieben, wen ich kenne, nicht? Gut, es wird ohnehin „Verlieben auf den ersten Blick“ gemeint. Warum sagt man es dann nicht so? Ich finde es immer wieder ziemlich irritierend, dass so viele Leute nicht zwischen Liebe und Verliebtheit zu unterscheiden scheinen. Sehr seltsam.

Das Thema ist also eigentlich „Verlieben auf den ersten Blick“. Auch so eine seltsame Sache. Ich habe mich noch nie auf den ersten Blick verliebt und kann mir auch nicht vorstellen, mich in einen ersten äußeren Eindruck zu verlieben. Das führt mich direkt zur Frage, was ich an einem Mann (ja, ich bin eine Hete) attraktiv finde, in was ich mich denn verliebe.

Wenn ich behaupte, dass das Aussehen völlig egal ist, lüge ich. Also fang ich gleich mal damit an.

Ich habe eindeutig einen Haarfetisch. Männer mit langen Haaren sind sowas von sehr viel attraktiver, dass ein Mann schon extrem gut aussehen oder irgendwas ganz spezielles an sich haben muss, um mir auch mit kurzen Haaren zu gefallen.

Auch sehr wichtig ist mir eine gewisse Größe. Nicht unbedingt im Sinne von sehr hoch, aber er sollte doch deutlich "mehr" sein als ich. Ist bei mir (162/68) ohnehin nicht so schwer. Aber eben wichtig.

Auch zu den Äußerlichkeiten zähle ich den Geruch. Geruuuch... *schnüffel* ich kann einem Mann verfallen, nur weil er gut riecht! Andererseits könnte ich niemals mit einem zusammen sein (oder auch nur einen one night stand haben), der nicht gut riecht. Der kann toll sein. Perfekt. Kein guter Geruch: vergiss es. Wobei „gut“ natürlich äußerst subjektiv ist.

Ungepflegtes Auftreten, vor allem ungepflegte Haare und Zähne hemmen meine Begeisterung für jemanden nachhaltig. Aber das muss ich nicht extra sagen?

So, das wars aber schon mit den Äußerlichkeiten. Erfahrungsgemäß verliebe ich mich eher in bestimmte Eigenschaften.

Selbständigkeit. Er muss alleine leben können. Nicht unbedingt immer wollen (will ja auch Platz in seinem Leben haben), aber können. Er muss selbständig denken und mir Paroli bieten können. Mit meiner direkten Art zurecht kommen. Mit einem beim kleinsten Gegenwind verletzten Seelchen kann ich nix anfangen, genausowenig wie mit jemandem, der immer „ganz wie du willst, Schatz“ sagt... und Intelligenz wirkt eindeutig aphrodisierend auf mich - und so arrogant es wirkt: wer geistig nicht mit mir mithalten kann, ist für mich schlicht uninteressant.

Offenheit. Er muss mir gegenüber ehrlich, offen und direkt sein. Ich hasse Spielchen in Beziehungen und zarte Hinweise verstehe ich nicht. Oder will es nicht. Klartext ist gefragt.

Auch auf Verlässlichkeit steh ich.

Und auf Tierliebe. Ich habe einen Hund, hatte Katze, Hamster, Pferde und will mir langfristig wieder welche zulegen. Ein Mann, der mit dem Hund nicht zurecht kommt, ist nix für mich. Im Zweifelsfall für den Hund.

Noch zwei ganz wichtige Punkte für langfristige Beziehungen:
Kein Mensch kann perfekt sein, aber sollte danach streben. Ausserdem fähig sein zur (Selbst)Reflexion und zur differenzierten Betrachtung von Situationen/Verhalten/etc.
Und ich mag es, als Mensch und als eigenständige Frau respektiert zu werden. Sollte selbstverständlich sein? Sicher - is es aber nicht. Und ich habe keine Lust, ständig mehr oder weniger bewusste Angriffe auf meine Integrität abzuwehren.

Ja und dann war da noch die Sache mit der Monogamie. Ich gehe keine monogamen Beziehungen ein. Ich bin bereit, anfangs Rücksicht darauf zu nehmen, wenn einer damit noch keine Erfahrungen hat aber Dauerstress deswegen tötet in mir jeden Beziehungswillen.

So und all diese wichtigen Dinge kann ich auf den ersten Blick unmöglich sehen. Darum und weil ich immer erst mal schau, ob es überhaupt Sinn macht, mich zu verlieben (dazu gehört auch mindestens einmal schauen, wie wir sexuell denn so zusammen passen) – und zwar vorher –, kenne ich sowas wie „Verlieben auf den ersten Blick“ nicht.

Ein Mann, der mir gefällt oder mit dem ich was anfange, muss nicht in allen genannten Punkten perfekt sein. Aber je mehr zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich mich verliebe.

Und vielleicht wird dann ja sogar mal eine Liebesbeziehung daraus :-)
Laru - 8. Dez, 20:11

..hmm..

..bei mir ein bisschen anders.
Auf den ersten Blick verlieb ich mich auch nicht, aber das potenzielle Verlieben beginnt oft mit dem ersten Blick.
Solange der Prozess des Verliebens (bei mir ist es eben kein "klick", sondern ein Prozess) noch im Gange ist, kann er ohne weiteres abgebrochen werden. Je später, desto schwieriger.
Kann aber dann doch schneller gehen, als ich manchmal denke, und es gibt dann nichts, was ich mehr hasse, als wenn ich Verlieben riskiere weil der "check" ganz positiv ausfällt und dann genau nachher was schiefgeht.

Es ist eigentlich ein bisschen wie Sex. Vorspiel gehört zwar zu Sex, aber wenn was dazwischen kommt, hörst du auf, ohne, dass es sehr schlimm ist. Je später du dabei unterbrochen wirst, desto beschissener fühlt es sich an, und irgendwann kommt der "point of no return"..
So ähnlich eben.

Früher hatte ich das weniger stark "unter Kontrolle", bzw. hab es nicht so bewusst registriert was abläuft, aber ich hab mich z.B. nie in jemand verliebt, der nicht zumindest sexuell auf mich gestanden wär, und nie in jemand, von dem ich wusste, dass er eine Freundin hat (wenn du in monogamen Gegenden unterwegs bist).

Verlieben kann aber trotzdem ziemlich schnell gehen, weil sich sehr oft herausstellt, dass ich mit dem allerersten Eindruck dann doch recht habe und wesentlich mehr über einen Menschen weiß, als mancher denken mag.
Und bei meinem Männchen war ich echt überrascht (und zunächst sauer), wie viele Gefühle da ganz ohne Sex (oder sonstige Berührungen) zustande kommen können.
Ich kann mir vorstellen, dass manche Menschen dieses "Verliebungsprozess beginnt" als "Liebe auf ersten Blick" bezeichnen..
..außerdem neigen viele dazu, die erste Begegnung zu romantisieren.
Bei wievielen Typen hat sie sich gedacht. "Ach, der ist aber ganz schnuckelig", und hat es sehr bald wieder vergessen? Bei dem, mit dem sie dann zusammenkommt, erinnert sie sich natürlich daran und nennt es Liebe auf den ersten Blick..

..also so gesehen bin ich natürlich noch viel "besser" und hab mich in ihn verliebt, bevor wir uns überhaupt kannten, weil ich ein halbes Jahr vorher schon diesen Traum hatte..
..aber lassen wir das. ;)

sarah_t - 10. Dez, 07:46

Gar so anders

ist das gar nicht. Du kannst es nur wiedermal besser ausdrücken ;) der Vergleich mit Sex gefällt mir, muss ich mir merken.

Vielleicht fehlt bei manchen Menschen einfach der "Check" und sie verlieben sich schon sofort in jemanden, der nur vom ersten Eindruck her passend erscheint. Das tät zumindest zur "Ich kann nicht entscheiden, in wen ich mich verliebe"-Theoriepassen, der ich nicht anhänge, die aber Hollywood-verstärkt recht verbreitet ist.

Ich glaub, ich war noch nie ernsthaft unglücklich verliebt. Was erstens damit zusammenhängt, dass ich Verliebtheit durchwegs positiv erlebe und zweitens damit, dass ich offenbar schon immer unbewusst ganz gut abschätzen konnte, wer zu mir passen könnte und wo eine Verbindung realistisch wäre.

Mir ist das beim Kollegen T aufgefallen, dass mein Interesse für ihn genau in dem Moment stark zugenommen hat, in dem er meinte, er wär ja jetzt quasi wieder Single. Bis dahin fand ich ihn zwar irgendwie ganz nett aber verheiratete Männer anbraten lohnt sich halt normalerweise nicht.

Noch etwas zum Sex: der spielt in meinem Verliebungsprozess erfahrungsgemäß eine große Rolle. Das geht so weit, dass ich mich nicht verliebe, bevor ich mit demjenigen welchen Sex hatte und mich ganz schnell von dem entliebe, was sich schon an Verliebheit aufgebaut hat, wenn der Sex nicht passt.
octavio (Gast) - 18. Dez, 03:12

ver- & lieben

erstmal muss ich dir definitiv recht geben - mit "liebe auf den ersten Blick" ist auch meiner meinung nach eindeutig verlieben gemeint, lieben ist viel mehr (ohne jetzt darauf eingehen zu wollen, wie man liebe definieren koennte). wenn wir aber beim verlieben auf den ersten blick sind, so bin ich nicht ganz deiner/eurer Meinung. ich sehe verlieben als absolute feeling-sache, die man weder qualifizieren noch checken kann...ist mehr so ein traeumen/wuenschen/denken/vorstellen/wollen-ding. und das kann sich durch aus auch im/waehrend des "ersten Blicks" abspielen. kann aber genausogut zwei liedschlaege spaeter wieder vorbeisein. sehe ich aber auch nichts falsches/verwerfliches daran, ist fuer mich absolut legitim. wird moeglicherweise ueberbewertet. und ich geb laru unumwunden recht, wenn sie sagt, die erste Begegnung wird romantisiert...

eine fuer mich offene Frage ist allerdings, wie man mit solchen gefuehlen/momenten ueblicherweise umgeht. da habens Frauen vielleicht ein bisschen einfacher, weil von ihnen nicht der erste Schritt erwartet wird. aber wenn sich Blicke kreuzen (und das ist fuer mich wiederum ein wesentlicher teil des Verliebens...wie man fuehlt wenn man dem gegenueber in die Augen sieht) haengts davon ab, wie sich die weitere Situation ergibt, ob mehr draus wird? oder sprechen wir erst von verlieben, wenn schon worte gesprochen wurden? wo liegt die grenze? brauchen wir ueberhaupt eine? ist es nicht genug, das gefuehl der Spannung auszukosten, solangs schoen ist? und wenn mehr werden soll, wirds dass dann nicht ohnehin?

Aber ganz so einfach ist es auch wieder nicht, wenn ich ueber mich selbst nachdenke und bemerke, dass die anziehungskraft von bestimmten personen sehr stark nachgelassen hat, sobald ich erfahren habe, dass sie bereits "vergeben" sind - was in monogamen Gegenden, wie ich sie kenne und auch schaetze, durchaus auch als schutzreaktion gewertet werden koennte. so sehr ich also auch der Vision einer nur gefuehlsbezogenen definition von verliebtsein nachstelle, muss ich mir auch eingestehen, dass wohl auch gewisse bedingungen erfuellt sein muessen, um sich verlieben zu koennen.

den vergleich zwischen verliebt sein und sex finde ich als anschaulichkeitsbeispiel recht passend, wobei beim sex der teilaspekt der koerperlichen befriedigung auch nicht ausser acht gelassen werden sollte, aber da haben maennlein und weiblein erfahrungsgemaess doch ganz unterschiedliche sichtweisen. wie leicht es einem faellt, zu einem bestimmten Zeitpunkt zu unterbrechen, koennte also nicht ganz geschlechtsunabhaengig sein.

abschliessend moechte ich anmerken, dass ich beim schreiben/reden am besten denke, man moege mir also gewisse wandlungen in meinen Ansichten nachsehen, diese wurden nur unterwegs verfeinert.

o.
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