Moral
Ich bin kein moralischer Mensch. Ich finde, Moral ist was für Leute, die nicht selbst denken können. Der Moral bedienen sich die Leute, wenn sie etwas brauchen, das ihnen sagt, was sie zu tun und zu unterlassen haben oder wenn die einzige andere denkbare Begründung wäre, dass Gott es so will. Ausserdem kann, wer sich an die gängige Moral hält, zumindest nicht der Böse sein. Hat sich ja nur korrekt verhalten.
Heißt das, dass ich ein Arschloch bin, wenn ich das nicht tue? Ich bin keine Freundin dieser Einteilungen. Niemand ist ein schlechter Mensch. Jeder handelt so, dass es den für ihn größten Nutzen bringt und manche sind sich dessen bewusst, andere nicht so sehr. Für viele Menschen scheint es sehr wichtig zu sein, sich weitgehend an eine Art gängige Moral zu halten. Wenig verwunderlich, denn die sozialen Konsequenzen für unmoralisches Verhalten können mitunter drastisch sein. Mir ist das meistens egal, ich lebe in einem kleinen Utopia, in dem nicht vorausgesetzt wird, dass ja eh alle gleich denken, weil das "nunmal so ist", sondern wo individuelle Bedürfnisse, Kompromisse und Konflikte verhandelt und ausgemacht werden. Und die weichen zum größten Teil sehr stark von angeblich Ur-Menschlichem ab.
Jetzt hab ich einen jungen Mann kennen gelernt, der mir außerordentlich gut gefällt und der auch ein gewisses Interesse an mir zu haben scheint. Einerseits bin ich geneigt, zu denken "warum soll ich mir hier die großen Gedanken machen? Ich könnte ja auch davon ausgehen, dass eine offene Beziehung normal ist - ist sie für mich ja", andererseits fürchte ich: das ist so leicht nicht. Die Erfahrung zeigt, dass hierzulande davon auszugehen ist, dass die meisten Menschen mono denken und das auch von ihrem Gegenüber erwarten.
Und hier ist das Problem: einerseits weiß ich aus Erfahrung, dass Menschen, die noch nie über praktische Alternativen zur Monogamie nachgedacht haben, ihre Zeit brauchen, sich damit anzufreunden. Überfordern heißt halt auch oft: verschrecken. Andererseits kommt es mir - auf gut österreichisch ausgedrückt - wie eine ziemliche "Arschlochaktion" vor, mit ihm etwas anzufangen, ohne ihm gleich genug relevante Infos über mich auf den Tisch zu legen, damit er eine solide Entscheidungsgrundlage hat. Und was ist jetzt besser?
Edith kopiert hier noch schnell rein, was ich auf Larus Kommentar geantwortet hab:
Was gut und böse angeht... ja mit ihm und mir _direkt_ hat das in der Tat weniger zu tun. Muss ich hier jetzt öffentlich zugeben, dass es mir auch schon nimmer wurscht is, was irgendwelche Leute über mich denken? Nicht unbedingt, aber die Gedanken von Freunden über mich und mein Leben haben einen weit größeren Einfluss auf die Gedanken meines Zielsubjekts (;-)), als mir das lieb ist. Und erfahrungsgemäß hat fast jeder irgendwo einen Moralapostel als Freund...
Heißt das, dass ich ein Arschloch bin, wenn ich das nicht tue? Ich bin keine Freundin dieser Einteilungen. Niemand ist ein schlechter Mensch. Jeder handelt so, dass es den für ihn größten Nutzen bringt und manche sind sich dessen bewusst, andere nicht so sehr. Für viele Menschen scheint es sehr wichtig zu sein, sich weitgehend an eine Art gängige Moral zu halten. Wenig verwunderlich, denn die sozialen Konsequenzen für unmoralisches Verhalten können mitunter drastisch sein. Mir ist das meistens egal, ich lebe in einem kleinen Utopia, in dem nicht vorausgesetzt wird, dass ja eh alle gleich denken, weil das "nunmal so ist", sondern wo individuelle Bedürfnisse, Kompromisse und Konflikte verhandelt und ausgemacht werden. Und die weichen zum größten Teil sehr stark von angeblich Ur-Menschlichem ab.
Jetzt hab ich einen jungen Mann kennen gelernt, der mir außerordentlich gut gefällt und der auch ein gewisses Interesse an mir zu haben scheint. Einerseits bin ich geneigt, zu denken "warum soll ich mir hier die großen Gedanken machen? Ich könnte ja auch davon ausgehen, dass eine offene Beziehung normal ist - ist sie für mich ja", andererseits fürchte ich: das ist so leicht nicht. Die Erfahrung zeigt, dass hierzulande davon auszugehen ist, dass die meisten Menschen mono denken und das auch von ihrem Gegenüber erwarten.
Und hier ist das Problem: einerseits weiß ich aus Erfahrung, dass Menschen, die noch nie über praktische Alternativen zur Monogamie nachgedacht haben, ihre Zeit brauchen, sich damit anzufreunden. Überfordern heißt halt auch oft: verschrecken. Andererseits kommt es mir - auf gut österreichisch ausgedrückt - wie eine ziemliche "Arschlochaktion" vor, mit ihm etwas anzufangen, ohne ihm gleich genug relevante Infos über mich auf den Tisch zu legen, damit er eine solide Entscheidungsgrundlage hat. Und was ist jetzt besser?
Edith kopiert hier noch schnell rein, was ich auf Larus Kommentar geantwortet hab:
Was gut und böse angeht... ja mit ihm und mir _direkt_ hat das in der Tat weniger zu tun. Muss ich hier jetzt öffentlich zugeben, dass es mir auch schon nimmer wurscht is, was irgendwelche Leute über mich denken? Nicht unbedingt, aber die Gedanken von Freunden über mich und mein Leben haben einen weit größeren Einfluss auf die Gedanken meines Zielsubjekts (;-)), als mir das lieb ist. Und erfahrungsgemäß hat fast jeder irgendwo einen Moralapostel als Freund...
sarah_t - 13. Jun, 20:07