Grenzen
"Stop!" sagt er "Meine Grenze ist überschritten. Geh einen Schritt zurück!". Ich finde es zwar gut, dass er mir sagt, wenn ich seine Grenze gefunden habe. Aber: muss ich?
Es geht mir hierbei nicht um körperliche Grenzen.
Diese "allgemein gültigen" Grenzen, meines Wissens gibt es sogar ein "Menschenrecht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper", sind ziemlich willkürlich festgesetzt, stark religiös beeinflusst und haben viel mit der Sonderstellung von sexuellen Handlungen in unserer Gesellschaft zu tun. Diese Grenzen wurden und werden mir und allen anderen so gründlich eingeimpft, dass eine Nichtbeachtung der "körperlichen/sexuellen Integrität" so schlimm ist, dass es möglich ist, Menschen damit persönlich zu demütigen bzw. deswegen ernsthafte psychische Probleme zu bekommen. Das funktioniert unter Umständen sogar ohne körperliche Handlungen, rein verbal.
Wäre unsere Kultur eine andere, dächte sich möglicherweise niemand etwas dabei, wenn fremde Menschen ungefragt anderer Leute Geschlechtsorgane berühren.
Und obwohl ich mir dessen bewusst bin, bin ich ganz froh, dass ich zumindest theoretisch ein Anrecht darauf habe, selbst zu entscheiden, ob und wer mich wie berührt. Ich kann nicht aus meiner Haut und in diesem Fall stört es mich auch nicht, weil ich in einer Umgebung lebe, die zu dieser meinen Konditionierung kompatibel ist.
Mir geht es aber um ganz andere Grenzen. Darum, was ich jemandem sage, wie ich mich ihm gegenüber verhalte, wie ich mich ausdrücke - und was mir andere sagen, wie sie sich mir gegenüber verhalten, wie sie sich ausdrücken. Also nochmal von Vorn:
"Stop!" sagt er "Meine Grenze ist überschritten. Geh einen Schritt zurück!". Ich finde es zwar gut, dass er mir sagt, wenn ich seine Grenze gefunden habe. Aber: muss ich?
Niemand hat ein grundsätzliches Anrecht darauf, dass andere seine "Grenzen respektieren". Meiner Ansicht nach ist das ein Euphemismus für "tu was du willst, aber nur, solange es mir passt!" und warum sollte ich? Ich bin nicht dazu da, für irgendwessen Wohlbefinden Verantwortung zu übernehmen und mich dabei von ihm steuern zu lassen.
Grenzen sind Räume, in denen ich mich auskenne und frei bewegen kann, ohne Gefahr zu laufen, herausgefordert zu werden. Aber: dabei lerne ich nichts. Ich schätze es daher, wenn jemand ohne vermeintliche Rücksicht (die dann meistens ohnehin nur Feigheit ist) meine Schwachpunkte freilegt. Meistens zwar nicht im Moment, so toll ist es dann doch wieder nicht, unübersehbar darauf aufmerksam gemacht zu werden, wie nötig ich es hab ;-), aber anders bemerke ich es womöglich nie und das wäre auch nicht besser.
Es geht mir hierbei nicht um körperliche Grenzen.
Diese "allgemein gültigen" Grenzen, meines Wissens gibt es sogar ein "Menschenrecht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper", sind ziemlich willkürlich festgesetzt, stark religiös beeinflusst und haben viel mit der Sonderstellung von sexuellen Handlungen in unserer Gesellschaft zu tun. Diese Grenzen wurden und werden mir und allen anderen so gründlich eingeimpft, dass eine Nichtbeachtung der "körperlichen/sexuellen Integrität" so schlimm ist, dass es möglich ist, Menschen damit persönlich zu demütigen bzw. deswegen ernsthafte psychische Probleme zu bekommen. Das funktioniert unter Umständen sogar ohne körperliche Handlungen, rein verbal.
Wäre unsere Kultur eine andere, dächte sich möglicherweise niemand etwas dabei, wenn fremde Menschen ungefragt anderer Leute Geschlechtsorgane berühren.
Und obwohl ich mir dessen bewusst bin, bin ich ganz froh, dass ich zumindest theoretisch ein Anrecht darauf habe, selbst zu entscheiden, ob und wer mich wie berührt. Ich kann nicht aus meiner Haut und in diesem Fall stört es mich auch nicht, weil ich in einer Umgebung lebe, die zu dieser meinen Konditionierung kompatibel ist.
Mir geht es aber um ganz andere Grenzen. Darum, was ich jemandem sage, wie ich mich ihm gegenüber verhalte, wie ich mich ausdrücke - und was mir andere sagen, wie sie sich mir gegenüber verhalten, wie sie sich ausdrücken. Also nochmal von Vorn:
"Stop!" sagt er "Meine Grenze ist überschritten. Geh einen Schritt zurück!". Ich finde es zwar gut, dass er mir sagt, wenn ich seine Grenze gefunden habe. Aber: muss ich?
Niemand hat ein grundsätzliches Anrecht darauf, dass andere seine "Grenzen respektieren". Meiner Ansicht nach ist das ein Euphemismus für "tu was du willst, aber nur, solange es mir passt!" und warum sollte ich? Ich bin nicht dazu da, für irgendwessen Wohlbefinden Verantwortung zu übernehmen und mich dabei von ihm steuern zu lassen.
Grenzen sind Räume, in denen ich mich auskenne und frei bewegen kann, ohne Gefahr zu laufen, herausgefordert zu werden. Aber: dabei lerne ich nichts. Ich schätze es daher, wenn jemand ohne vermeintliche Rücksicht (die dann meistens ohnehin nur Feigheit ist) meine Schwachpunkte freilegt. Meistens zwar nicht im Moment, so toll ist es dann doch wieder nicht, unübersehbar darauf aufmerksam gemacht zu werden, wie nötig ich es hab ;-), aber anders bemerke ich es womöglich nie und das wäre auch nicht besser.
sarah_t - 25. Feb, 10:06